Der Grundaussage dieses Leserbriefes von Herrn Jung in der BZ kann ich voll zustimmen. Hingegen finde ich, dass Russlands völkerrechtsverletzender Krieg gegen die Ukraine eine Vorgeschichte hat, die nicht geleugnet werden darf. Daher ist Ihr Vorwurf einer „Täter-Opfer-Umkehr“ unzutreffend, denn es geht um das Verstehen einer Entwicklung und ihrer Eskalation (Ursache und Wirkung). Vielmehr ist der HERRschenden Meinung vorzuwerfen, schwarz-weiß-Malerei zu betreiben, und wichtige Fakten zu leugnen, ja geradezu zu kriminalisieren!
Zahlreiche ExpertInnen aus der Konflikt- und Militärforschung weisen auf folgende Fakten hin, die im deutschen Mainstream tabuisiert werden:
• Um die deutsche Vereinigung realisieren zu können, wurde Gorbatschow von mehreren westlichen Führungspersönlichkeiten versprochen, dass die Nato nicht weiter an Russlands (bzw. UdSSR) Grenzen vorrücken würde. Der Warschauer Pakt wurden aufgelöst.
• Die Nato hat ihre Mitgliedschaft seither mehr als verdoppelt: von 15 auf 31 Staaten.
• Die Nato ist weiter an Russlands Grenzen vorgedrungen („die Ukraine ist nicht in der Nato, aber die Nato in der Ukraine!“).
• Die USA haben bestimmte Gruppen in der Ukraine mit mehr als 7 Mrd. US$ unterstützt (sie selbst verbitten sich jegliche Einmischung in die US-Politik!).
• Zur Story über eine „Orangene Revolution“ 2014 gibt es eine andere Sichtweise: es erfolgte eine gefährliche Polarisierung, und daraus wurde ein Staatsstreich gezielt und geschickt angefeuert und von außen unterstützt (Artikel, Analysen, Dokumentarfilme dazu liegen vor).
• Ab 2014 wurden über 14.000 Menschen im Donbass von der ukrainischen Armee und den teilweise neofaschistischen Milizen im Donbass massakriert – ohne westliche Kritik daran
• Kiew verletzte den wichtigen Minsk-2-Vertrag und missbrauchte ihn für weitere Aufrüstung durch die Nato (Zitat von Kanzlerin Merkel).
• Russland sah sich zunehmend bedroht, warnte immer wieder vor dem Überschreiten „roter Linien“ durch die gigantische Militärmacht Nato. Alle Warnungen wurden jedoch ignoriert. (Beispiel „Kubakrise“, als die UdSSR in Kuba Mittelstreckenraketen stationieren wollte (weil die USA solche bereits in der Türkei an der Grenze zur UdSSR stationiert hatten, und US-Kräfte ein Jahr zuvor Kuba militärisch überfallen hatten). Kennedy drohte deshalb mit dem Einsatz von Atomwaffen gegen die UdSSR! Das war seine rote Linie, eine Warnung der USA. Aber Russland darf keine Sicherheitsbedürfnisse haben?
• Die Rüstungsausgaben Nato-Staaten sind im Vergleich zu Russland 14mal so hoch (SIPRI 2023), und viel moderner und in allen Waffengattungen überlegen.
• Schon in den 1990er Jahren gab es deutliche Warnungen (Kissinger, G.F. Kennan u.v.a.m.) weil die Nato nach Osten expandierte.
• Schon Niccolo Machiavelli argumenterite gegen Oberflächliichkeit und Naivität: „Nicht wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt.“
• Die Genese des Ukraine-Konfliktes weist fatales ein Muster auf: viele der über 50 kriegerischen Auseinandersetzungen des US-Militärs seit dem 2.WK waren provoziert bzw. manipuliert.
• Die Rolle des Einflusses des Militärisch-Industriellen-Komplexes der USA ist gigantisch, die US-Geopolitik ist auf überwältigende Militärmacht ausgerichtet und expansiv-imperialistisch, dazu gehört die Eurasien-Doktrin (Brzeszinski, Wolfowitz et al.).
• Medienkampagnen und Desinformation: im Pentagon sind etwa 27.000 PR-Mitarbeiter tätig, und verfolgen ähnlich wie die StratCom der Nato „cognitive warfare“.
• Die US-amerikanische RAND Corporation hat 2019 dem Stabschef der US-Armee auftragsgemäß eine Studie vorgelegt mit dem Titel „Extending Russia“ („Russland überdehnen“): https://www.rand.org/pubs/research_reports/RR3063.html%5D. Darin ist das offensive Vorgehen der USA bzw. Nato fein säuberlich beschrieben/empfohlen!
• Immanuel Kant hat darauf verwiesen: “Irgendein Vertrauen auf die Denkungsart des Feindes muss mitten im Krieg noch übrigbleiben, weil sonst kein Friede abgeschlossen werden kann und die Feindseligkeit in einen Ausrottungskrieg ausschlagen würde.“
• Helmut Schmidt: “Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln als eine Minute schießen.“
Seit drei Jahren haben westliche Regierungen keinen einzigen Entspannungsschritt unternommen, um das Gemetzel zu beenden, zumindest einen Waffenstillstand zu ermöglichen. Stattdessen wird im Westen geradezu blindwütig aufgerüstet, Russland zunehmend bedroht, und die Ukraine zugrunde gerichtet. Kein Ende in Sicht!
Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen für ein friedlicheres Neues Jahr
Edgar Göll
Der Grundaussage dieses Leserbriefes von Herrn Jung in der BZ kann ich voll zustimmen. Hingegen finde ich, dass Russlands völkerrechtsverletzender Krieg gegen die Ukraine eine Vorgeschichte hat, die nicht geleugnet werden darf. Daher ist Ihr Vorwurf einer „Täter-Opfer-Umkehr“ unzutreffend, denn es geht um das Verstehen einer Entwicklung und ihrer Eskalation (Ursache und Wirkung). Vielmehr ist der HERRschenden Meinung vorzuwerfen, schwarz-weiß-Malerei zu betreiben, und wichtige Fakten zu leugnen, ja geradezu zu kriminalisieren!
Zahlreiche ExpertInnen aus der Konflikt- und Militärforschung weisen auf folgende Fakten hin, die im deutschen Mainstream tabuisiert werden:
• Um die deutsche Vereinigung realisieren zu können, wurde Gorbatschow von mehreren westlichen Führungspersönlichkeiten versprochen, dass die Nato nicht weiter an Russlands (bzw. UdSSR) Grenzen vorrücken würde. Der Warschauer Pakt wurden aufgelöst.
• Die Nato hat ihre Mitgliedschaft seither mehr als verdoppelt: von 15 auf 31 Staaten.
• Die Nato ist weiter an Russlands Grenzen vorgedrungen („die Ukraine ist nicht in der Nato, aber die Nato in der Ukraine!“).
• Die USA haben bestimmte Gruppen in der Ukraine mit mehr als 7 Mrd. US$ unterstützt (sie selbst verbitten sich jegliche Einmischung in die US-Politik!).
• Zur Story über eine „Orangene Revolution“ 2014 gibt es eine andere Sichtweise: es erfolgte eine gefährliche Polarisierung, und daraus wurde ein Staatsstreich gezielt und geschickt angefeuert und von außen unterstützt (Artikel, Analysen, Dokumentarfilme dazu liegen vor).
• Ab 2014 wurden über 14.000 Menschen im Donbass von der ukrainischen Armee und den teilweise neofaschistischen Milizen im Donbass massakriert – ohne westliche Kritik daran
• Kiew verletzte den wichtigen Minsk-2-Vertrag und missbrauchte ihn für weitere Aufrüstung durch die Nato (Zitat von Kanzlerin Merkel).
• Russland sah sich zunehmend bedroht, warnte immer wieder vor dem Überschreiten „roter Linien“ durch die gigantische Militärmacht Nato. Alle Warnungen wurden jedoch ignoriert. (Beispiel „Kubakrise“, als die UdSSR in Kuba Mittelstreckenraketen stationieren wollte (weil die USA solche bereits in der Türkei an der Grenze zur UdSSR stationiert hatten, und US-Kräfte ein Jahr zuvor Kuba militärisch überfallen hatten). Kennedy drohte deshalb mit dem Einsatz von Atomwaffen gegen die UdSSR! Das war seine rote Linie, eine Warnung der USA. Aber Russland darf keine Sicherheitsbedürfnisse haben?
• Die Rüstungsausgaben Nato-Staaten sind im Vergleich zu Russland 14mal so hoch (SIPRI 2023), und viel moderner und in allen Waffengattungen überlegen.
• Schon in den 1990er Jahren gab es deutliche Warnungen (Kissinger, G.F. Kennan u.v.a.m.) weil die Nato nach Osten expandierte.
• Schon Niccolo Machiavelli argumenterite gegen Oberflächliichkeit und Naivität: „Nicht wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt.“
• Die Genese des Ukraine-Konfliktes weist fatales ein Muster auf: viele der über 50 kriegerischen Auseinandersetzungen des US-Militärs seit dem 2.WK waren provoziert bzw. manipuliert.
• Die Rolle des Einflusses des Militärisch-Industriellen-Komplexes der USA ist gigantisch, die US-Geopolitik ist auf überwältigende Militärmacht ausgerichtet und expansiv-imperialistisch, dazu gehört die Eurasien-Doktrin (Brzeszinski, Wolfowitz et al.).
• Medienkampagnen und Desinformation: im Pentagon sind etwa 27.000 PR-Mitarbeiter tätig, und verfolgen ähnlich wie die StratCom der Nato „cognitive warfare“.
• Die US-amerikanische RAND Corporation hat 2019 dem Stabschef der US-Armee auftragsgemäß eine Studie vorgelegt mit dem Titel „Extending Russia“ („Russland überdehnen“): https://www.rand.org/pubs/research_reports/RR3063.html%5D. Darin ist das offensive Vorgehen der USA bzw. Nato fein säuberlich beschrieben/empfohlen!
• Immanuel Kant hat darauf verwiesen: “Irgendein Vertrauen auf die Denkungsart des Feindes muss mitten im Krieg noch übrigbleiben, weil sonst kein Friede abgeschlossen werden kann und die Feindseligkeit in einen Ausrottungskrieg ausschlagen würde.“
• Helmut Schmidt: “Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln als eine Minute schießen.“
Seit drei Jahren haben westliche Regierungen keinen einzigen Entspannungsschritt unternommen, um das Gemetzel zu beenden, zumindest einen Waffenstillstand zu ermöglichen. Stattdessen wird im Westen geradezu blindwütig aufgerüstet, Russland zunehmend bedroht, und die Ukraine zugrunde gerichtet. Kein Ende in Sicht!
Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen für ein friedlicheres Neues Jahr
Edgar Göll