Film und Gespräch zur Banalität des Bösen
Oscar-nominiertes Drama „The Zone of Interest“ am 22.3. um 19:30 Uhr mit Podiumsgespräch im Butzbacher Filmtheater / Stiftung und Kino kooperieren
BUTZBACH (pm). Der für fünf Oscars nominierte Film „The Zone of Interest“, der das Leben des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß und seiner Familie beleuchtet, läuft ab Donnerstag, 21. März im Butzbacher Filmtheater. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Vorstellung am Freitag, 22. März um 19.30 Uhr: In Kooperation mit der gemeinnützigen Butzbacher Stiftung Kultur und politisches Bewusstsein findet nach der Filmvorführung ein Podiumsgespräch statt, bei dem die Thematik des Films gemeinsam mit Publikum und zwei Gästen vertieft wird. Für dasPodiumsgespräch haben Dr. Katharina Rauschenberger vom Fritz-Bauer-Institut (Geschichte und Wirkung des Holocaust) und Dr. Reiner Becker, Leiter des Demokratiezentrums Hessen an der Uni Marburg, ihr Kommen zugesagt.
„The Zone of Interest“, inszeniert von dem britischen Regisseur Jonathan Glazer, zeigt das scheinbar normale Privatleben der Familie Höß, das sich in unmittelbarer Nähe zu dem Konzentrations- und Vernichtungslager abspielt. „Der Impuls, diesen Film zu zeigen, geht von der enormen Resonanz der Butzbacher Kundgebung gegen Rechtsextremismus aus“, erläutert Lothar Jung von der Stiftung Kultur und politisches Bewusstsein. Diese habe in der Butzbacher Innenstadt mit mehr als 2.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am 27. Januar 2024 stattgefunden, „ganz bewusst an diesem Tag, dem Datum des Holocaust-Gedenktages, was wiederum eine Brücke zum Film ist“, so Jung weiter. „Der Film „The Zone of Interest“ zeigt die im nahezu idyllischen Alltag eingebettete Banalität des Bösen. Er ermahnt uns, aus der Geschichte zu lernen und auch heute genau hinzuschauen, wenn es um extremistische Gefahren für uns und unsere Demokratie geht. Damit ist er höchst aktuell“, betont Jung.
Basierend auf dem gleichnamigen Buch von Martin Amis vermittelt Regisseur Jonathan Glazer eindrucksvoll und mit scharfem Blick das Grauen des Holocausts, ohne es explizit zu zeigen. Sein Film beleuchtet die Schrecken aus der Perspektive von Rudolf und Hedwig Höß, dem Kommandanten von Auschwitz und seiner Familie, die in ihrem Bilderbuchheim Mauer an Mauer mit dem Vernichtungslager ein äußerst privilegiertes Leben führen. In der stuckverzierten Villa heißt Hedwig Höß (Sandra Hüller) ihre Mutter willkommen. Es ist deren erster Besuch in der augenscheinlichen Bilderbuchwelt, in der Hedwig zusammen mit ihren Kindern und ihrem Mann Rudolf (Christian Friedel) lebt. Die Sonne scheint, der Garten ist gepflegt, die Blumen blühen, der Hund lässt sich von seiner Nase durch das Grün treiben, Gemüse und Kräuter gedeihen, die Sonnenblumen stehen übermannshoch, die Kinder planschen im Wasser. Nur abseits der Grundstücksmauern wird klar, dass hier – am Rande des Vernichtungslagers Auschwitz – die Hölle auf Erden und SS-Obersturmbannführer Rudolf Höß der Teufel persönlich ist. Nominiert ist „The Zone of Interest“ für fünf Oscars, u.a. für den besten internationalen Film. Die Jury der Evangelischen Filmarbeit lobt das Drama im März als „Film des Monats“ aus.